Wie werde ich behandelt?

Nach der Diagnose “Darmkrebs“ herrscht verständlicherweise Angst, Unsicherheit und Ungewissheit. Doch die erste Therapieregel lautet: Nichts überstürzen! Denn Darmkrebs ist meistens kein Notfall. Wenn kein Darmverschluss droht, gibt es selten Grund zur Eile. Sie haben Zeit und sollten sich auch diese Zeit auch nehmen, um sich mit den nächsten Schritten auseinanderzusetzen. Stellen Sie Ihren Ärzten Fragen, um besser zu verstehen und mitzuentscheiden, wie es weitergehen soll. Eine primäre Operation ist nicht immer die Therapie der ersten Wahl! Heute wird jede Behandlung individuell geplant. Die Therapievielfalt ist überwältigend und das Vertrauen in die behandelnden Ärzte wichtiger denn je. Die Therapieerfolge hängen oft mehr an dem Zugang zu qualifizierten Onkologen und einem erfahrenen kompetenten Behandlungsteam.

Die Behandlung von Darmkrebs

Rektumkarzinom

In Frage kommen je nach Stadium sofortige OP, eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie vor der anschließenden OP und / oder eine Chemotherapie alleine oder eine Radio-Chemotherapie zusätzlich nach der OP, wenn vorher keine andere Therapie erfolgt ist. Die manchmal recht schwierige Entscheidung zum jeweiligen Vorgehen wird im Rahmen eines Tumorboards getroffen, damit Sie die für Ihren Fall bestmögliche Therapie erhalten können.

Kolonkarzinom

In der Regel wird der Tumor im Darm zügig operiert. Je nach Stadium schließt sich hier eine sog. “adjuvante” Chemotherapie an. Auch hier ist die Entscheidung zu einer ergänzenden Therapie machmal nicht so ganz einfach zu treffen. Im Artikel finden Sie eine nähere Erläuterung, wann eine additive Therapie möglicherweise in Frage kommt. Immer wird Sie Ihr behandelnder Onkologe aber ausführlich zu den vorhandenen Möglichkeiten beraten.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Darmkrebs?

Als lokale Therapien bezeichnet man Behandlungsformen, die sich speziell auf die erkrankte Körperregion beziehen. Erkranktes Gewebe wird dabei mittels einer Operation entfernt oder durch eine gezielte Bestrahlung behandelt. Als systemische Therapien bezeichnet man Behandlungsformen, die auf den gesamten Körper wirken, weil die Medikamente durch das Blut überallhin transportiert werden. Ausnahme bildet die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, die das Gehirn außen vorlässt.

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Lokale Therapien

Operationen

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Lokale Therapien

Strahlentherapie

Das Grundprinzip einer jeden Strahlentherapie ist, das ionisierende Strahlen das Erbgut einer Zelle zerstören, so dass sie sich nicht mehr teilen kann. Da diese zellschädigende Wirkung nicht spezifisch ist, betrifft das alle Zellen im Körper. Dennoch können körpereigene Reparatursysteme deutlich schneller und besser diese Schäden am Erbgut beheben, und gesundes Gewebe kann sich besser regenerieren als Tumore. Diese sterben ab und werden nach und nach vom Immunsystem beseitigt. Bei Darmkrebs ist die Strahlentherapie beim Rektum üblich, beim Kolon nur noch sehr selten in palliativen Situationen.

Systemische Therapien

Chemotherapie

Die Chemotherapie basiert auf Krebsmedikamenten, die oral oder intravenös verabreicht werden und in der Lage sind, die DNA-Synthese zu stören und neoplastische Zellen abzutöten. Es gibt viele Medikamente, die oft in Kombination eingesetzt werden. Eine Chemotherapie wird ab bestimmten Tumorstadien oft zuzüglich zu einer Operation angewendet, um beispielsweise große Tumoren – wie beim Enddarmkrebs mit Hilfe einer zusätzlichen Bestrahlung zu verkleinern und besser operierbar zu machen, oder um möglicherweise bereits vorhandene Mikrometastasen, also evtl. bereits vorhandene Absiedelungen des Primärtumors im Körper (Lunge, Leber usw.) zu beseitigen. Besonders bei fortgeschritteneren Tumorstadien spielt die Chemotherapie eine wichtige Rolle.

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Systemische Therapien

Kombinierte Radio-Chemotherapie

Die kombinierte Radio-Chemotherapie vereint eine systemische mit einer lokalen, in diesem Falle Strahlungstherapie, z. B. in Form einer Chemotherapie als sog. “Pumpe” oder in Form von Tabletten/Kapseln parallel zu einer Bestrahlung (Radiotherapie) vor einer geplanten Operation.

Systemische Therapien

Zielgerichtete Therapien

Zielgerichtete Therapien kommen vor allem bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren zum Einsatz. Es handelt sich dabei um Medikamente, die “zielgerichtet” v. a. gegen spezielle Merkmale des Tumors wirken, weil sie z. B. nur auf Tumorzellen vorkommen oder für das Tumorwachstum eine wichtigere Rolle spielen als für das normale und gesunde Gewebe (z. B. durch Hemmung der Gefäßneubildung, der sogenannten Angiogenese).

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Weitere Therapien

Bei einzelnen oder wenigen Metastasen, z. B. in Leber und Lunge und / oder schlechter Erreichbarkeit für eine Operation kommen auch sogenannte lokale Therapieverfahren zur Anwendung (z. B. stark fokusierter Ultraschall (HIFU), eine Verödung von die Metastase versorgenden Blutgefäßen (sog. transarterielle Chemoembolisation, TACE) oder die Verödung von Metastasen mit Hitze mittels hochfrequenter Radiowellen (RFA). Wenn viele verstreute kleine Metastasen in der Leber vorliegen kann u. U. eine radioaktive Bestrahlung mittels in die Leber eingebrachter Mikrokügelchen (SIRT) erfolgreich sein.

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Das Stoma

Grundsätzlich bedeutet “Stoma” “Mund” oder “Öffnung”. Bei Darmkrebs meint ein Stoma einen künstlicher Darmausgang in Form einer Öffnung in der Bauchwand, der während der OP angelegt wird und durch den die Ausscheidungen des Darmes nach Außen in einen Beutel erfolgen. Durch die fehlenden Nervenenden in der Schleimhaut können Stomaträger nicht fühlen, wann Stuhl ausgeschieden wird oder werden muss.

Mutmacher

Die heutigen Stomaanlagen sind so flexibel und klein, dass Sie im Prinzip keine Alltagseinschränkungen mehr haben. Auch Ihre Ernährung müssen Sie nicht komplett umstellen. Manchmal kann ein Stoma auch rückverlegt werden. Dann übernimmt wieder Ihr Darm seine Arbeit.

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Auch wenn die Rückfallquote leicht erhöht ist, kann ein Lokalrezidiv vollständig geheilt werden.