Chemotherapie Arten
Wie funktioniert Chemotherapie?
Eine der wichtigsten Säulen der heutigen Krebsbehandlung ist die sogenannte Chemotherapie. Chemotherapie bedeutet, dass gegen das Wachstum von bösartigen Tumoren (u. a. Karzinome, Lymphome und Sarkome) verschiedene Medikamente eingesetzt werden, die synthetisch hergestellt werden. Dazu zählen auch Wirkstoffe pflanzlicher Herkunft. Ziel der Chemo ist die Wachstumshemmung des Tumors, teilweise bis zur vollständigen Rückbildung.
Wenn Zellen sich ungehemmt vermehren
Krebs ist eine Erkrankung, bei der körpereigene Zellen entarten (mutieren) und unkontrolliert wachsen. Der Ausgangspunkt solcher Mutationen sind Gene, die als Träger der Erbanlagen irreversible Schädigungen erfahren.
Gene regulieren im menschlichen Körper das Wachstum und die Differenzierung der Zellen:
- Die Proto-Onkogene fördern das Wachstum der gesunden Zellen. Bei einer Veränderung kann aus dem Proto-Onkogen ein Onkogen werden, welches durch die Überaktivität zu Krebs führen kann.
- Die Tumorsuppressor-Gene kontrollieren das übermäßige Wachstum in gesunden Zellen. Die Tumorsuppressor-Gene werden auch als Antionkogene bezeichnet, deren Aufgabe es ist, potentielle Krebszellen zu zerstören. Wenn Tumorsuppressorgene mutieren, können sie die Krebsentstehung begünstigen.
- Verschiedene Reparaturmechanismen beheben umgehend aufgetretene DNA-Schäden. Wenn die Reparatur nicht mehr funktioniert z.B durch Überlastung durch zu viele Schädigungen auf einmal, können sich bleibende Schäden ansammeln.
Die Ursachen der Genmutationen sind vielfältig. Diese treten beispielsweise spontan bei der Zellteilung oder durch äußere Einflüsse wie starker Alkoholmissbrauch, Nikotinabhängigkeit, ionisierende Strahlung, UV-Licht oder auch Infektionen mit Krankheitserregern wie den Humanen Papillomaviren (HPV) auf und können Krebs auslösen.
Ist erst einmal ein Tumor entstanden, kann er durch seine veränderte Zellstruktur manchmal relativ schnell und ungebremst wachsen. Durch das Blut- oder die Lymphgefäße können sich Teile dieser Primärtumoren an anderen Körperregionen ansiedeln. Das nennt man Metastasierung und zeigt ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium an.
Die drei Haupttumorarten von Krebs:
- Karzinome; Entstehung im Deckgewebe (Epithel) von Drüsen, Haut und Schleimhaut
- Sarkome; Entstehung im Binde-, Stütz-, Knochen- und Nervengewebe
- Leukämien, Lymphome; diffus im Blut, in der Lymphe, die in der Milz oder im Knochenmark entstehen.
Wie wirkt eine Chemotherapie
Wie bereits erwähnt, bezeichnet Krebs das ungehemmte Wachstum von Zellen. Dieses unkontrollierte Wachstum der entarteten Zellen führt zu Tumoren. In der Chemotherapie werden Medikamente eingesetzt, die genau dieses unkontrollierte Wachstum hemmen und die entarteten Zellen abtöten sollen. Die verwendeten Medikamente nennt man auch Zytostatika, von Zytos = Zelle und statikos = hemmen. Viele dieser Tumorzellen reagieren zwar nicht mehr auf die körpereigenen Reparaturmechanismen, sind aber unter Umständen empfindlicher gegenüber den Chemo-Medikamenten. Das macht man sich zunutze, um möglichst wenig Schäden am gesunden Gewebe in Kauf nehmen zu müssen. Durch die fehlende Reparaturfähigkeit gehen sie oft schneller zugrunde als gesunde Zellen. Man kann grundsätzlich sagen, dass je entarteter die Zelle ist, desto besser die Chemotherapie wirkt.
Wann werden Chemotherapien eingesetzt?
Die medikamentöse Chemotherapie kann einzeln oder in Ergänzung zu anderen Behandlungsformen eingesetzt werden, wie zum Beispiel zusammen mit einer Bestrahlungstherapie oder vor oder nach einer Operation.
Kurative Therapieziele
Kurativ heißt, dass die Therapie auf Heilung abzielt. Die Krebserkrankung des Patienten soll dauerhaft überwunden werden.
Eine neoadjuvante Therapie ist eine Behandlung, die vor einer Operation eingesetzt wird. Ziel ist eine Verkleinerung des Tumors, um ihn anschließend operativ zu entfernen.
Wird eine Chemotherapie nach einer vollständigen operativen Entfernung eines Tumors zur Verringerung eines Rückfall- (Rezidiv)-risikos eingesetzt, wird dies als adjuvante Therapie bezeichnet.
Die perioperative Chemotherapie ist eine Kombination aus einer neoadjuvanten und adjuvanten Chemotherapie; das heißt, es wird eine Chemotherapie vor und nach der Operation durchgeführt.
Palliative Therapieziele
Palliative Therapien sind Behandlungen, die aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums des Patienten nicht mehr geheilt werden können. Sie dienen der Verlangsamung des Tumorwachstums, der Linderung von Schmerzen, der Lebenszeitverlängerung und dem Erhalt der Lebensqualität.
Die Durchführung der Chemotherapie
In der Chemotherapie werden zur Zeit mehrere Dutzend Einzelsubstanzen eingesetzt. Das verdeutlicht,, wie vielfältig und auch komplex die Medikationsmöglichkeiten sind, aber auch, wie individuell sie erfolgen kann.
Die Zytostatika werden einzeln oder als Wirkstoffkombination verabreicht. Bei einer Kombinationstherapie soll zum einen die Wirksamkeit erhöht und zum anderen die Resistenz von Tumorzellen gering gehalten werden. Die Medikamente werden in der Regel über eine Infusion in eine Vene (intravenöse Chemotherapie) oder über die Einnahme von Tabletten (orale Chemotherapie) zugeführt. Diese Medikamente wirken im ganzen Körper und können auch Krebszellen erreichen, die durch eine Operation oder Bestrahlung nicht gezielt behandelt werden können.
Eine Chemotherapie wird in Intervallen, sogenannten Zyklen, durchgeführt, wobei Behandlungsphasen mit Behandlungspausen abwechseln. In einem Zyklus werden die Zytostatika an einem bis mehreren Tagen hintereinander gegeben. Dann schließt sich die Behandlungspause an, während der sich der Körper erholen soll. Danach geht es wieder weiter.
Gewöhnlich nach zwei bis drei solcher Zyklen wird der Erfolg der Behandlung anhand der vorher definierten Verlaufsparameter (z.B. Tumormarker, Ultraschall oder CT-Untersuchung u.a.) festgestellt. Bei Ansprechen wird die Therapie weitergeführt, bei Nichtansprechen abgebrochen und wenn möglich eine neue Therapie aufgenommen.
Die intravenöse Chemotherapie
Noch immer ist die häufigste Verabreichungsform der Chemotherapie die Infusion über eine Vene. Hierzu wird auch häufig ein sogenannter Portkatheter benutzt. Die Gabe der Infusionen erfolgt entweder stationär im Krankenhaus oder ambulant in der Praxis des niedergelassenen Onkologen. Meistens sitzt man auf bequemen Sesseln. Die Behandlungsdauer ist unterschiedlich und reicht bis zu mehreren Stunden, je nachdem welche Medikamente eingesetzt werden. Dabei kann man lesen, schlafen, dösen, fernsehen oder auch Musik hören.
Die orale Chemotherapie
Bei einer oralen Chemotherapie werden die Medikamente in Form von Kapseln oder Tabletten zu Hause bzw. örtlich flexibel eingenommen. Dadurch können häufige Praxis- und Krankenhausaufenthalte vermieden werden, aber nicht alle Zytostatika eignen sich für eine orale Gabe. Die Wirkungsweise einer oralen Chemotherapie ist vergleichbar mit der einer intravenösen Verabreichung. Der Weg des Zytostatikums ist nur ein Anderer. Nach dem Schlucken löst sich die Kapsel oder Tablette im Magen und Darm auf. Der Wirkstoff wird von der Darmwand aufgenommen und an das Blut weitergegeben. Orale Chemotherapeutika haben ähnliche Nebenwirkungen wie intravenöse Chemotherapeutika.
Vorteile
- kein intravenöser Zugang
Dadurch werden Venenreizungen, Schmerzen oder Infektionen der Einstichstellen vermieden.
- örtliche Flexibilität
Durch die örtliche Flexibilität der Tabletteneinnahme kann man zu Hause bleiben oder während der Therapie sogar in den Urlaub fahren. Das verringert die Häufigkeit der Arzt- bzw. Klinikbesuche, was nicht nur körperlich wesentlich entspannter, sondern auch psychisch weniger belastend ist.
- selbstverantwortliche Entscheidungsfreiheit
Die Selbstverantwortung über die Therapie und die tägliche Einnahme unterstützt den Selbstwert und wirkt sich positiv auch auf den weiteren Krankheitsverlauf aus. “Sie haben Ihre Therapie im Griff.”
Aber gerade der letzte Punkt ist natürlich auch der entscheidende Haken.
Die Fähigkeit zum Selbstmanagement der eigenen Therapie kann und will nicht jeder Patient leisten. Für den Arzt ist die Behandlung und deren Durchführung schwieriger zu kontrollieren, Einnahmefehler durch den Patienten sind möglich und können nicht immer vermieden werden. Intravenöse Therapien können da vorteilhaft sein, da sie zum Teil auch individueller gesteuert werden können.
Fazit
Chemotherapien sind mit die wichtigsten Therapien in der Krebstherapie. Immer neue Wirkstoffe und Kombinationen erleichtern und verbessern die Behandlung von Krebs. Ihre Gabe erfolgt meistens intravenös oder auch oral.Die Zytostatika werden oft systemisch angewendet, sie betreffen den ganzen Körper und sollen das Wachstum der Krebszellen hemmen. Eine moderne Chemotherapie wird immer patientenindividuell verordnet und kann mit anderen Therapien gekoppelt werden.
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