Wie funktioniert Röntgen

Röntgen – Als der Mensch durchsichtig wurde

Die Röntgendiagnostik ist das älteste und auch heute noch am meisten verwendete bildgebende diagnostische Verfahren. Die Röntgenstrahlen wurden vor über hundert Jahren entdeckt und sind trotzdem aktueller denn je. Und obwohl Röntgenstrahlen auch Gefahren aufweisen, dienen sie der Entdeckung von Krankheiten und immer mehr auch deren Behandlung. Aber wie funktioniert Röntgen eigentlich?

Die Geschichte des Röntgens

Es war eigentlich nur Routine. Ein Versuchsaufbau wie schon seit 30 Jahren bekannt. Er nahm eine Kathodenröhre, oder auch Braunsche Röhre genannt (das ist so etwas wie der Urenkel eines Röhrenfernsehers, indem ein Elektronenstrahl mithilfe von Magneten gebündelt und gelenkt werden kann, wodurch sichtbares Licht entsteht) und richtete sie auf einen Glasschirm. Er erzeugte fluoreszierendes Licht, soweit, so gut. Doch dann deckte er die Röhre ab, so dass kein Licht hindurch kam, aber siehe da, irgendwie kamen dennoch Strahlen hindurch, denn der Schirm leuchtete schwach.

Ach, daß der Mensch doch durchsichtig wäre wie eine Qualle und daß man den Sitz seiner Leiden schauen könnte.

Wilhelm Conrad Röntgen

Am Abend des 8. November 1895 entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen die berühmten nach ihm benannten Röntgenstrahlen. Nach weiteren Experimenten hielt er seine Hand dazwischen und stellte fest, dass sie durchleuchtet wurde. Das Bild der Hand seiner Frau, deren großer Ring wie von Luft getragen wird, weil nur das Skelett und der Ring, nicht aber das Fleisch zu sehen ist, wurde weltberühmt.

Der Weg des Erfolges

Nur wenige Wochen später veröffentlichte er seine Entdeckung unter dem Namen: „Über eine neue Art von Strahlen“. Aber er verzichtete auf eine Patentierung, damit möglichst viele diese neue Technik einsetzen konnten. Auch dafür bekam Wilhelm Conrad Röntgen sechs Jahre später den ersten Nobelpreis der Menschheitsgeschichte.

Für die Medizin bedeutete die Erfindung der Röntgenstrahlen ein unglaublicher Gewinn. Dennoch sei vorangestellt, dass zahllose Wissenschaftler und Patienten aufgrund der unbekannten Gefahren der Röntgenstrahlen starben. Berühmtes Beispiel ist Clarence Dally, der Assistent von Thomas Alva Edison, der nach mehrfachen Amputationen schließlich mit nicht einmal vierzig Jahren an der Strahlenerkrankung starb. Die Entdeckung war so legendär, dass sich überall im Lande für Jux oder Wissenschaft Röntgengeräte angeschafft wurden. Die Gefahren ionisierender Strahlungen kannte man nicht. Noch bis in die Sechziger Jahre hinein benutzte man in Schuhläden Pedoskope, die die Füße röntgten. Röntgenbusse für die TBC-gebeutelte Nachkriegsgesellschaft tourten durchs Land. Man kann sich vorstellen, dass die Sicherheitsvorkehrungen nur sehr unvollständig waren.

Wie funktioniert Röntgen?

Der große Fortschritt war die neue Möglichkeit, in den Menschen hineinzusehen. Durch die verschiedenen Gewebeschichten und -dicken werden die Strahlen unterschiedlich absorbiert, so dass eine Abbildung des Körperinneren möglich wird. Knochenbrüche sind typische Bildbeispiele. Da jedes Bild nur zweidimensional sein kann, werden unterschiedliche Perspektiven geröntgt. Sollte das nicht ausreichen, sind auch Aufnahmen unterschiedlicher Tiefe sinnvoll. Der Computertomograph (CT) ist ein modernes Röntgengerät, welches schichtweise röntgt und daraus ein dreidimensionales Bild zusammensetzt. Eine weitere Möglich, Röntgenbilder zu verbessern, bilden Kontrastmittel. Das wird auch bei röntgennegativen Materialien wie Harnsteinen angewendet, um sie so überhaupt zu erkennen.

Fazit


Das Röntgen ist nachwievor eines der wichtigsten bildgebenden Verfahren. Durch die über hundertjährige Geschichte gibt es sehr viel Wissen und Erfahrung über den Umgang mit den gesundheitsgefährdenden Strahlen. Heutzutage gilt als Standard das digitale Röntgen. Neben der besseren Tiefenschärfe und Detailauflösung können die Bilder auch digital bearbeitet und archiviert werden. Wichtigster Vorteil ist die Reduktion der Strahlenbelastung.

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