Ist Krebs vererbbar? Was Gene über unser persönliches Risiko verraten

„In unserer Familie haben viele Krebs – ist das erblich?“ Diese Frage stellen sich viele Menschen, wenn Angehörige an Krebs erkranken. Der Gedanke, selbst ein erhöhtes Risiko zu haben, ist beunruhigend. Doch was stimmt wirklich? Ist Krebs vererbbar? Welche Krebsarten sind genetisch bedingt? Und lohnt sich ein Gentest?

In diesem Beitrag findest Du verständliche Antworten auf häufige Fragen zum Thema erblich bedingter Krebs, genetische Risiken, familiäre Häufung und Möglichkeiten der Früherkennung.

Kann Krebs vererbt werden?

Grundsätzlich entsteht Krebs durch Veränderungen im Erbgut (Mutationen), die das Wachstum von Zellen außer Kontrolle geraten lassen. Diese Mutationen entstehen meistens spontan im Laufe des Lebens, etwa durch:

  • Umwelteinflüsse (z. B. Rauchen, UV-Strahlung)
  • zufällige Fehler bei Zellteilungen
  • Alterungsprozesse

In etwa 5 bis 10 % aller Fälle liegt jedoch eine erbliche Veranlagung vor: Dann werden bestimmte genetische Veränderungen (Mutationen) über die Keimbahn vererbt, die das Risiko für bestimmte Krebsarten deutlich erhöhen.

Was bedeutet „familiärer“ oder „erblicher“ Krebs?

  • Familiärer Krebs bedeutet: Mehrere nahe Verwandte (Eltern, Geschwister, Kinder) haben die gleiche oder eine verwandte Krebserkrankung. Hier kann eine genetische Veranlagung vorliegen – muss aber nicht.
  • Erblicher Krebs liegt vor, wenn eine nachweisbare Genmutation vorliegt, die die Krebsentstehung begünstigt. Diese Mutation ist angeboren und kann von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Wie stark ist Krebs vererbbar?

Die erbliche Komponente ist bei den meisten Krebsarten eher gering – doch wenn sie vorhanden ist, kann sie das Risiko deutlich erhöhen. Beispiele:

  • Eine Mutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen kann das Brustkrebsrisiko auf bis zu 80 % erhöhen
  • Bei Lynch-Syndrom (HNPCC) liegt das Risiko für Darmkrebs bei bis zu 70 %
  • Bei FAP (familiäre adenomatöse Polyposis) ist das Risiko nahezu 100 %, wenn keine Maßnahmen erfolgen

Die Frage „Wie stark ist Krebs vererbbar?“ lässt sich also nur individuell beantworten – durch familiäre Anamnese und ggf. genetische Beratung.

Welche Krebsarten sind vererbbar?

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Erbliche Risiken spielen insbesondere bei folgenden Krebsarten eine Rolle:

  • Brustkrebs (besonders vor dem 50. Lebensjahr, beidseitig oder in Kombination mit Eierstockkrebs)
  • Eierstockkrebs
  • Darmkrebs (Kolonkarzinom) – z. B. bei Lynch-Syndrom
  • Prostatakrebs (familiäre Häufung, frühes Erkrankungsalter)
  • Magenkrebs
  • Hautkrebs (schwarzer Hautkrebs bei familiärer Häufung)
  • Pankreaskrebs (sehr selten erblich, aber bei BRCA2-Mutationen erhöhtes Risiko)

Seltener, aber möglich ist eine Vererbung bei: Nierenkrebs, Knochenkrebs, Weichteilsarkomen, kindlichen Tumorerkrankungen.

Krebs überspringt eine Generation – stimmt das?

Eine verbreitete Annahme ist: „Krebs überspringt eine Generation.“
Das ist biologisch nicht korrekt – aber es kann so erscheinen, wenn:

  • Eine Mutation zwar vorhanden ist, aber nicht zur Erkrankung führt (sogenannte reduzierte Penetranz)
  • Die betroffene Generation früh stirbt – bevor sich Krebs entwickeln konnte
  • Männer Trägervarianten weitergeben, aber seltener selbst erkranken (z. B. bei BRCA)

Daher gilt: Auch wenn eine Generation scheinbar „ausgelassen“ wird, kann das Risiko weiter bestehen.

Gentest – ja oder nein?

Ein Gentest macht nicht pauschal für alle Sinn, sondern vor allem in folgenden Fällen:

  • Mehrere enge Angehörige mit der gleichen Krebserkrankung
  • Früher Erkrankungsbeginn (z. B. Brustkrebs <50 Jahre)
  • Kombination bestimmter Tumorarten (z. B. Brust- und Eierstockkrebs)
  • Hinweise auf bekannte Syndrome (z. B. Lynch-Syndrom, BRCA)
  • Krebserkrankung bei nahen Verwandten in mehreren Generationen

In solchen Fällen sollte vor einem Gentest immer eine humangenetische Beratung erfolgen – sie ist in der Regel Kassenleistung.

Was passiert bei einer genetischen Beratung?

Die genetische Beratung erfolgt bei spezialisierten Ärzt:innen oder Zentren. Sie umfasst:

  • Analyse der familiären Krankheitsgeschichte
  • Aufklärung über mögliche Vererbungsmuster
  • Risikoeinschätzung für die betreffende Person und ihre Verwandten
  • ggf. Empfehlung zu einem Gentest

Wenn eine Mutation gefunden wird, können gezielte Maßnahmen zur Früherkennung oder Prävention eingeleitet werden – etwa engmaschigere Kontrollen oder vorbeugende Operationen.

Was tun, wenn Krebs in der Familie vorkommt?

Wenn Du weißt, dass in Deiner Familie Krebs häufiger auftritt – etwa bei Eltern, Großeltern, Geschwistern – dann:

  1. Sprich mit Deiner Hausärztin oder Deinem Hausarzt
  2. Sammle Informationen zur familiären Krankengeschichte
  3. Kläre, ob eine genetische Beratung sinnvoll ist
  4. Nutze gezielt Angebote zur Früherkennung (z. B. Mammographie, Darmspiegelung)
  5. Achte auf Lebensstilfaktoren – Ernährung, Bewegung, Rauchverzicht, Sonnenschutz

Was viele nicht wissen

  • Erbliche Krebsrisiken können auch von Männern weitergegeben werden – z. B. BRCA2 über den Vater
  • Nicht jede Mutation führt zwangsläufig zu Krebs – es gibt auch Schutzmechanismen im Körper
  • Eine genetische Prädisposition kann früh erkannt und medizinisch begleitet werden

Fazit: Krebs ist selten vererbbar – aber Wissen schützt

In den meisten Fällen ist Krebs nicht vererbbar. Aber bei einem kleinen Teil der Betroffenen spielt die Genetik eine zentrale Rolle. Wer um sein Risiko weiß, kann gezielt vorsorgen, sich beraten lassen und rechtzeitig handeln.

Ein Gentest kann Ängste nehmen – oder Gewissheit bringen. Wichtig ist: Niemand muss sich damit allein fühlen. Es gibt spezialisierte Anlaufstellen, genetische Beratungen und individuelle Unterstützung.

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