Impfschutz für Krebspatienten

Welche Impfungen sind notwendig und sinnvoll?

Bei einer Krebsdiagnose stellen sich viele Fragen. Manche davon können auch die Frage nach sinnvoller oder notwendiger Impfungen betreffen. Das Immunsystem ist oft durch die tumorale Erkrankung und die sich anschließenden Therapien geschwächt. Dadurch stellt sich die Frage nach Impfungen um so mehr. Denn zum einen können Impfungen den Körper vor Infektionen schützen, zum anderen bedeuten sie aber auch eine erhöhte Belastung für das Immunsystem. Dennoch ist eine Impfung auch während einer Krebserkrankung möglich.

Infektionen und Impfung

Patienten sind während ihrer Krebstherapien oft anfälliger gegenüber Infektionen. Krankheitserreger können nicht mehr so leicht eine Immunreaktion hervorrufen, die diese Erreger effektiv bekämpft. Man kann daher schneller als gesunde Menschen einen Schnupfen, eine Grippe oder gar eine Lungenentzündung bekommen. Daher ist gerade eine Schutzimpfung während der Krebstherapie zu empfehlen. Als Beispiel kann hierfür die Grippeschutzimpfung gelten. In diesem Falle ist es aber auch sinnvoll, dass sich die nächsten Angehörigen impfen lassen, um den Patientn nicht anzustecken. Während einer Tumortherapie sollten Sie sich vor jeder Impfung mit Ihrem behandelnden Onkologen Rücksprache halten, um Nutzen und Risiken sorgfältig gegeneinander abwägen zu können.

Immunsystem und Impfschutz

Grundsätzlich sollten alle Impfungen vorher mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Denn während einer Therapie, beispielsweise einer Immuntherapie, könnte die Impfung nur stark eingeschränkt wirken. Der dadurch aufgebaute Impfschutz kann eventuell nicht ausreichen. Diese könnten sogar Komplikationen verursachen. Die Impffähigkeit eines Krebspatienten kann man nicht pauschal beurteilen. Zu viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Das ist zum einen die körperliche Konstitution, das Alter, Vor- und Begleiterkrankungen, aber auch die Ernährungssituation. Zum anderen spielt natürlich auch die Art und das Stadium des Tumors eine Rolle sowie die Therapie, die gerade Anwendung findet.

Nach einer Krebserkrankung geht es oft darum, wieder seine volle Mobilität zu erreichen und sich wieder in sein Berufsleben zu integrieren. Spätestens dann sollte man sich wieder nach den regelmäßigen Impfhinweisen und -empfehlungen des Robert Koch Instituts richten.

Einige typische wichtige Impfungen auf einen Blick:

FSME (Frühsommermeningoenzephalitis)

Die Risikogebiete weiten sich immer mehr aus. Besonders betroffen sind Beschäftigte, die sich überwiegend draußen in der Natur, Wald oder Parks aufhalten.

Impfhinweise: Eine Zeckenschutzimpfung ist empfehlenswert. Sie beinhaltet eine Grundimmunisierung und regelmäßige Auffrischungen. Vor allem Gebiete mit viel Wald im Süden Deutschlands sind betroffen.

Hepatitis B

Risikogruppen sind Personen mit einer Immundefizienz oder Immunschwäche oder Berufstätige u. a. in medizinischen Einrichtungen mit vielen sozialen Kontakten.

Impfhinweise: Einmalimpfung auch ohne serologische Untersuchung möglich, Auffrischung nur in besonderen Fällen notwendig.

Influenza

Risikogruppen sind grundsätzlich Menschen über 60 Jahre (insbesondere Bewohner eines Alten- und Pflegeheimes) und Personen mit einer Immundefizienz oder Immunschwäche. Die Impfung empfiehlt sich auch für Angehörige eines Risikopatienten.

Impfhinweise: Jährliche Impfung im Herbst. Impfstoff wird jährlich angepasst (quadrivalent, d. h. Vierfach-Wirkstoff: zwei Influenza-A-Viren plus zwei Influenza B-Viren)

Masern

bei nach 1970 Geborenen oder mit unklarem Impfstatus.

Impfhinweise: Einmalige Impfung mit MMR-Serum.

Meningokokken-Infektionen

Risikogruppen sind Personen mit einer Immundefizienz oder Immunschwäche oder Reisende in Entwicklungsländer.

Impfhinweise: Einmal-Impfung mit quadrivalentem Wirkstoff.

Mumps

Bei nach 1970 Geborenen oder mit unklarem Impfstatus. Die Impfung empfiehlt sich auch für Angehörige eines Risikopatienten mit einer Immundefizienz oder Immunschwäche.

Impfhinweise: Einmalige Impfung mit MMR-Serum.

Pneumokokken-Krankheiten

Risikogruppen sind grundsätzlich Menschen über 60 Jahre und Personen mit einer Immundefizienz oder Immunschwäche. Die Impfung empfiehlt sich auch für Angehörige eines Risikopatienten.

Impfhinweise: Einmalige Impfung mit 23-valentem Polysaccharid-Impfstoff, ggf. Wiederholung nach sechs Jahren. empfehlenswert Gabe vor dem Therapiebeginn.

Röteln

Vor allem bei Personen mit unklarem Impfstatus.

Impfhinweise: Ein- bis zweimalige Impfung mit MMR-Serum.

Tetanus

Alle Personen ohne nachweisbare Impfung in den letzten zehn Jahren.

Impfhinweise: Einmalige Tdap-Kombinationsimpfung, Auffrischung nach zehn Jahren.

Varizellen (Windpocken, Herpes Zoster, Gürtelrose, Zoster)

Empfehlenswert für Personen mit einer Immundefizienz oder Immunschwäche. Die Impfung empfiehlt sich auch für Angehörige eines Risikopatienten.

Impfhinweise: Zweimalige Impfung.

Diphterie

Betrifft alle Personen ohne Grundimmunisierung, sollte alle 10 Jahre aufgefrischt werden.

Impfhinweise: Diphterie-Impfung einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung oder als Tdap-IPV-Kombinationsimpfung. Für Menschen ohne Impfnachweis: Zwei Impfungen im Abstand von 4 –8 Wochen mit anschließender 3. Impfung nach 6 –12 Monaten. Nach der 2. Impfung ist eine Exposition in Infektionsgebieten möglich.

Poliomyelitis

Menschen mit unvollständiger oder nicht vorhandener Grundimmunisierung und ohne einmalige Auffrischimpfung. Reisende in Infektionsgebiete, alle Menschen, die sich einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzen.

Impfhinweise: Reisende in Infektionsgebiete, alle Menschen, die sich einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzenNach einer Grundimpfung im Säuglings- oder Kleinkind alter mit entsprechender Auffrischung gilt man als vollständig immunisiert. Nachholimpfungen mit IPV möglich.

Anmerkung: Der Überblick über mögliche Erkrankungen und Impfungen und hat weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch auf eine erschöpfende Darstellung aller Detailangaben zu Risikogruppen und Angaben der Impfstoffe. Die Impfungen sollten immer vorher mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Dabei empfiehlt es sich, nach der Diagnose, aber vor der ersten Therapiesitzung (bspw. Chemo- oder Strahlentherapie) die Impfsituation zu besprechen. Manche Impfungen sollten vor der Behandlung ausgeführt werden.

Fazit

Impfungen sind grundsätzlich auch mit einer Krebserkrankung und während einer Krebstherapie möglich. Dabei sollte man jedoch beachten, dass das Immunsystem geschwächt sein kann und sich entweder nicht der gewünschte Impferfolg einstellt oder es gar zu Komplikationen führen kann. Daher sollte jede Impfungen immer in Absprache mit dem Behandler erfolgen. Weiterhin ist es wichtig, dass auch die Angehörigen geimpft sind, damit so unnötige Infektionsgefahren vermieden werden.

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