Krebs im Endstadium: Symptome, Verlauf und was Angehörige wissen sollten

Wenn eine Krebserkrankung nicht mehr heilbar ist, verändert sich der Fokus der Behandlung: Weg von der Bekämpfung der Krankheit, hin zur Linderung von Beschwerden und zur Begleitung in der letzten Lebensphase. Doch viele Angehörige – und auch Betroffene – fragen sich: Wie fühlt sich das an? Welche Symptome treten im Endstadium auf? Wie stirbt man bei Krebs?

In diesem Beitrag beantworten wir häufige Fragen rund um Krebs im Endstadium, erklären typische körperliche und psychische Symptome, zeigen, woran man das Sterbeprozess erkennt und welche Unterstützung möglich ist – offen, ehrlich und zugleich einfühlsam.

Was bedeutet „Endstadium“ bei Krebs?

Von einem Krebs im Endstadium spricht man, wenn:

  • keine kurative Behandlung mehr möglich ist (also keine Heilung)
  • die Krankheit weit fortgeschritten ist, häufig mit Metastasen in lebenswichtigen Organen
  • die Lebenserwartung begrenzt ist – meist nur noch Wochen oder wenige Monate

Viele Betroffene befinden sich in der sogenannten Palliativphase, in der es darum geht, Leiden zu lindern, Lebensqualität zu erhalten und das Sterben zu begleiten.

Typische Symptome im Endstadium

Die Symptome sind individuell verschieden und hängen von der Krebsart, der Ausbreitung und dem allgemeinen Zustand ab. Dennoch zeigen sich im Verlauf häufig folgende Beschwerden:

1. Ausgeprägte Müdigkeit (Fatigue)

  • Ein zentrales Symptom in der letzten Lebensphase
  • Viele Patient:innen schlafen zunehmend mehr, ziehen sich zurück
  • Alltägliche Aktivitäten wie Essen, Sprechen oder Aufstehen werden zur Belastung

Dieses Erschöpfungssyndrom ist nicht mit normaler Müdigkeit vergleichbar – es ist tiefgreifend, lähmend und kaum durch Schlaf behebbar.

2. Wassereinlagerungen (Ödeme)

  • Vor allem in den Beinen, Füßen und Armen
  • Tritt häufig bei Lebermetastasen, Herzinsuffizienz oder Nierenbeteiligung auf
  • Kann auch zu Aszites führen (Flüssigkeit im Bauchraum), was Druckgefühle, Übelkeit und Appetitverlust verstärkt

3. Schmerzen

  • Treten in bis zu 80 % der Fälle auf
  • Häufig bei Knochenmetastasen (z. B. bei Brust-, Prostata- oder Lungenkrebs)
  • Gut behandelbar durch Palliativmedizin (Morphin, transdermale Pflaster, Infusionstherapien)

Wichtig: Niemand muss im Sterben Schmerzen ertragen – moderne Palliativmedizin kann heute fast immer ausreichend lindern.

4. Atemnot und Husten

  • Besonders bei Lungenkrebs im Endstadium oder Metastasen in der Lunge
  • Tritt oft bei geringster Belastung oder im Liegen auf
  • Unterstützt durch Sauerstoffgabe, beruhigende Medikamente, Lagerung

Atemnot kann extrem beängstigend sein – sie sollte immer ernst genommen und medizinisch begleitet werden.

5. Appetitverlust und Gewichtsabnahme

  • Der Körper schaltet auf Energiesparmodus
  • Essen wird zur Last oder verweigert ganz
  • Angehörige sollten dies akzeptieren – Zwang zum Essen ist nicht hilfreich

Organversagen im Endstadium – was passiert im Körper?

Im Endstadium einer Krebserkrankung kommt es häufig zu einem multiplen Organversagen. Typisch sind:

  • Leberversagen: Gelbfärbung der Haut, Juckreiz, Bewusstseinsveränderungen
  • Nierenversagen: Rückgang des Urins, Unruhe, Vergiftungszeichen
  • Herz-Kreislauf-Versagen: Abfall von Blutdruck und Temperatur, kalte Extremitäten
  • Lungenversagen: Atemnot, Sauerstoffmangel, Schleimbildung

Diese Prozesse verlaufen meist schleichend und führen zu zunehmender Schläfrigkeit, Verwirrtheit und schließlich Bewusstlosigkeit – oft ohne Schmerzen oder Leiden.

Wie stirbt man an Krebs?

Diese Frage stellen sich viele – oft still und mit Angst. Aus medizinischer Sicht verläuft das Sterben bei Krebs meist friedlich:

  • Die Atmung verändert sich (rhythmisch, mit Pausen)
  • Der Puls wird schwächer, der Blutdruck sinkt
  • Die Haut wird blass oder marmoriert
  • Die Augen werden glasig, der Blick leer
  • Das Bewusstsein nimmt ab – meist bis zur tiefen Bewusstlosigkeit

Sterbende Menschen nehmen ihre Umwelt in der Regel nicht mehr vollständig wahr, aber sie spüren Nähe, Wärme und Zuwendung.

Spezielle Verläufe: Lebermetastasen, Lungenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs

Lebermetastasen

  • Führt oft zu starker Müdigkeit, Ödemen, Juckreiz und Verwirrtheit
  • Spätphase begleitet von Leberkoma

Lungenkrebs

  • Symptome: Husten, blutiger Auswurf, Atemnot, Brustschmerzen
  • Im Endstadium: Atemnot, Pleuraerguss, teils dramatischer Verlauf

Bauchspeicheldrüsenkrebs

  • Schneller Verlauf, oft erst spät entdeckt
  • Symptome: Appetitlosigkeit, Gelbsucht, Rückenschmerzen, Erbrechen
  • Häufig verbunden mit starkem Gewichtsverlust

Wie lange lebt man mit Krebs im Endstadium?

Die Lebenserwartung im Endstadium variiert stark:

  • Manche Menschen leben noch mehrere Monate, manche nur wenige Wochen
  • Einflussfaktoren: Krebsart, Metastasierung, Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen
  • Eine seriöse Einschätzung kann nur das behandelnde Palliativteam geben

Wichtig ist nicht nur die Zeit, die bleibt – sondern wie diese Zeit gestaltet wird.

Was Angehörige wissen und tun können

  • Berührungen, Nähe und Präsenz sind oft wichtiger als Worte
  • Zuhören, aushalten, atmen – nicht alles muss gesagt werden
  • Fragen stellen: Was brauchst du? Was hilft dir jetzt?
  • Professionelle Hilfe holen: SAPV-Teams, Hospizdienste, Psychoonkologie
  • Die eigene Erschöpfung ernst nehmen – auch Angehörige brauchen Pausen

Fazit: Die letzte Phase würdevoll begleiten

Krebs im Endstadium ist eine schwere, oft stille Realität. Doch sie ist nicht gleichbedeutend mit Leiden und Hilflosigkeit.
Wer gut begleitet wird, kann diese letzte Phase in Ruhe, Nähe und Würde erleben – ob zu Hause, im Krankenhaus, im Hospiz oder im Kreis vertrauter Menschen.

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