Lymphdrainage gegen Lymphödeme

Wiedererlernen von Beweglichkeit

Die begleitende Physiotherapie bei Krebserkrankungen ist enorm wichtig, weil sich nicht benutzte Muskeln und Sehnen zurückbilden. Eine typische Komplikation bei Krebserkrankungen kann die Ausbildung von Lymphödemen sein. Dagegen hilft eine zielgreichtete physiotherapeutische Behandlung, die Lymphdrainage. Unter Lymphödemen versteht man Stauungen und Einlagerungen von Flüssigkeiten im Körper. Beispielsweise kommt es bei Brustkrebs öfter zu operativen Entfernungen von Lymphknoten in der Achselhöhle. Nicht selten entstehen hier als Folge Schwellungen des Armes im Sinne eines Lymphödems.

Das Lymphsystem – ein wichtiger Bestandteil des Abwehrsystems

Die menschliche Lymphflüssigkeit ist wässrig und etwas milchig. Das Lymphsystem stellt neben dem Blutkreislauf ein wichtiges Transportsystem dar, insbesondere für Abfallprodukte und Reinigungsaufgaben. Beispielsweise transportiert das Lymphsystem vor allem Fette und Eiweiße, also hydrophobe und Stoffe mit einer erhöhten polaren Masse, die nicht durch die Blutgefäße passen.

Lymphknoten gibt es fast überall im ganzen Körper verteilt. Typische Stellen sind am Hals, in den Achselhöhlen und in der Leistengegend.

Die Manuelle Lymphdrainage bezeichnet Grifftechniken, die Flüssigkeitsstauungen im Körper zu lösen hilft. Dazu zählen vor allem die Aktivierung der Pumpleistung der Lymphgefäße mithilfe von wechselndem Druck und Entspannung.

Physiotherapie bei Krebs

Die Physiotherapie ist eine therapeutische Bewegungsform, die früher auch Krankengymnastik genannt wurde. Das Ziel ist also immer, die Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers wieder zu erlangen oder zu halten. Das wird mit speziellen Bewegungsabläufen, Trainings, Massagen oder auch Hilfsmitteln erreicht. Gerade bei einer Krebserkrankung können viele Arten von Bewegungseinschränkungen eintreten. Oft braucht es spezielle Rehabilitationsprogramme, die einen wieder fit machen sollen. Klassische Parameter, die bei einer Physiotherapie angesprochen werden, sind Muskeln, Faszien und Sehnen. Trainiert werden alle Bereiche des Körpers und alle durch die Krebstherapie direkt oder indirekt hervorgerufenen Beschwerden, Einschränkungen der Körperfunktionen, der Aktivitäten und der Bewegungen. Dabei geht es meistens um Koordination, Kontrolle, Muskelaufbau, Balance und Reaktivierung bei Taubheit.

Welche anderen Arten der Physiotherapie gibt es noch?

Ein wichtiges Behandlungsverfahren ist unter vielen anderen die Manuelle Therapie. Sie dient hauptsächlich dazu, Funktionsstörungen des Bewegungsapparates zu behandeln. Dazu werden geführte Bewegungsabläufe durchgeführt und sowohl aktiv als auch passiv Gelenke, Muskeln und Nerven mobilisiert.

Manuelle Therapie hat speziell entwickelte Techniken und ist eine in Deutschland geschützte physiotherapeutische Behandlungsform. Es gibt einige Unterformen der Manuellen Therapie.

  • James Cyriax und seine Kollegen entwickelten in den 70er Jahren eine spezielle Form, die das Ziel setzte, Schmerzen an den Sehnenübergängen von Muskeln und Knochen zu lindern, Gelenke zu mobilisieren und zu stabilisieren und Patienten anzuleiten, viele Übungen auch alleine zu Hause durchzuführen.
  • Der tschechische Kinderarzt Václav Vojta entwickelte in den 60er Jahren eine Methode, um Bewegungsmuster wieder zu erlernen. Er nannte sie Reflexlokomotion. Dabei steht im Vordergrund der Behandlung die wiederholte Auslösung von automatischen Reflexen, beispielsweise das halten des Gleichgewichts, die körperliche Aufrichtung gegen die Schwerkraft oder typische Schreit- und Griffbewegungen. Ziel ist, durch die Reflexauslösungen Blockaden und Spannungen zu lösen.

Es gibt natürlich viele weitere Methoden und physiotherapeutische Techniken, die den Bewegungsapparat stimulieren und motorische Abläufe optimieren. Gemeinsames Ziel ist immer die Erlangung und Haltung einer körperlichen Unabhängigkeit.

Warum ist die Physiotherapie so wichtig?

Das wichtige an der Physiotherapie ist die Aktivierung aller Muskeln, Nerven und Sehnen. Denn nur durch unser alltägliches Training, was wir unbewusst absolvieren wie Treppensteigen, Spazierengehen, Joggen, Einkaufsbeutel tragen, bleiben wir mobil. Bei Nichtgebrauch von Muskeln und Sehnen bauen sie sich ab und können somit den Knochenapparat nicht mehr unterstützen. Bei Krebsbehandlungen geschieht das zum einen durch lange Liegezeiten und zum anderen durch therapeutisch bedingte Einschränkungen wie Übelkeit, Mattigkeit, Schmerzen und Schwindel. Die Folge von zu wenig Bewegung ist, dass der Körper gewisse Fertigkeiten verlieren kann oder auch nicht mehr genügend Kraft für alltägliche Verrichtungen hat. Da kann es sehr schwer fallen, eine Treppe hinaufzugehen, oder sich überhaupt aus dem Bett zu erheben. Die Physiotherapie versucht, die Mobilität so lange wie möglich zu erhalten oder bei kurierten Patienten wieder aufzubauen.

Wie bekomme ich eine Physiotherapie?

Eine physiotherapeutische Behandlung wie z.B. eine Lymphdrainage verschreibt immer der behandelnde Arzt oder der Hausarzt. Als Selbstzahler hat man natürlich auch die Möglichkeit, sich selbst Behandlungen zu suchen. Bei komplexeren Rehabilitationsmaßnahmen muss der Patient einen Antrag beim Leistungsträger stellen.

In Deutschland gibt es aber unterschiedliche Zuständigkeiten, die man nicht immer genau kennt. Dennoch gibt es die gesetzliche Pflicht, dass alle Leistungsträger zusammenarbeiten müssen. Dadurch erreicht ein Antrag auf Rehabilitation spätestens nach zwei Wochen seinen Bestimmungsort.

Wer bezahlt die Physiotherapie?

Es gibt unterschiedliche Kostenträger. Wenn es um Wiedereingliederung geht, bezahlt in der Regel die Rentenversicherung. Handelt es sich aber um arbeitstypische Krebserkrankungen wie Hautkrebs bei in der Sonne arbeitenden Pflasterern, dann ist die Unfallversicherung zuständig. Neben den Kostenträgern hat man aber einen Selbstanteil zu zahlen. In vollstationären Einrichtungen kostet das ungefähr zehn Euro am Tag, aber nur maximal 42 Tage lang.

Fazit

Physiotherapie und Bewegung sind äußerst wichtig bei der Wiedererlangung von Fertigkeiten und müssen regelmäßig angewendet werden. Daher ist es ratsam, gleich bei der Diagnostik schon das Thema Physiotherapie zu erfragen und zu beginnen. Die Lymphdrainage ist eine wichtige physiotherapeutische Therapieform, die vor allem bei Lymphödemen Stauungen und Schwellungen beseitigen hilft. Diese sind oft Folge operativer Entfernungen von Lymphknoten.

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