Wie ich den Darmkrebs besiegte

Interview mit Martin K. aus Leipzig

Wie lebten Sie vor der Diagnose?

Ich habe über Jahrzehnte Ausdauersport betrieben. Die Belastung lag im Durchschnitt etwa 280 min/Woche. Übergewicht war für mich ein Fremdwort. Als Sportmediziner waren mir die Eckpunkte einer gesunden Lebensweise klar. Der Schwerpunkt lag in der Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems und des Stoffwechsels durch Sport. 

Hatten Sie schon einmal mit Krebs zu tun?

Nein. Vor zehn Jahren überstand ich eine Prostata-OP bei akuter Harnverhaltung, aber es konnte kein Krebs nachgewiesen werden. Daher fühlte ich mich sicher vor Krebsbefall. Die jährlichen Kontrollen auf Blut im Darm verliefen negativ, sodass ich mich vor einer Darmspiegelung bis zum 80. Lebensjahr drückte.

Was geschah dann, dass Sie Krebs vermuteten?

Nachdem ich über mehrere Monate Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang bemerkte und ich auf Hämorrhoidalblutungen tippte, kam es Anfang Januar 2019 zu hellroten Blutabgängen. Ein Glück für mich, da ich ein blutverdünnendes Präparat einnahm. Nach der Darmspiegelung, die ich sofort bei einem erfahrenen Spezialisten vornehmen ließ, ahnte ich schon es schon – Darmkrebs.

Wie gingen Sie mit der Diagnose um?

Die Diagnose übermittelte ich nur meiner Frau und im engsten Familienkreis. Ich mied jede informative Verbreitung über meinen Gesundheitszustand. Als rational denkender Mensch beruhigte mich die Diagnose und der Krebsbefund insofern, als dass ich nach einer Operation es mit keinem ständigen Tragen eines künstlichen Darmausgangs zu tun haben würde.

Wer behandelte Sie mit welchen Therapieplan?

Ein Ärzteteam der Uni Leipzig legte mir einen Behandlungsplan vor, bei dem ich mich über den radikaleren Weg der sofortigen Bestrahlung vor der OP entschied. Die Operation mit einem neuen Roboter (daVinci) in der Universitätsklinik Leipzig verlief erfolgreich, und nach 10 Tagen war ich wieder zu Hause, mit einer vorübergehenden Darmverlegung nach außen. Die Unannehmlichkeiten nahm ich in Kauf, da nach mehreren Monaten ja eine Rückverlegung des Darmes erfolgen sollte. So geschah es auch.

Wie ging es Ihnen nach der Behandlung?

Nach drei Monaten hatte ich wieder den normalen Darmausgang. Trotz Darmverlegung nahm ich den Sport wieder auf und steigerte langsam meine Kondition. Nach den Operationen hatte ich eine starke Blutarmut (Anämie). Einige Monate später, noch im Operationsjahr, gewährte mir die Krankenkasse eine REHA in Bad Schandau. Die mir anfangs als leicht erschienenen umfangreichen Maßnahmen akkumulierten als Belastungsreiz, so dass ich froh war, nach 3 Wochen die Kur wieder beenden zu können.

Sie sind geheilt, wie geht es Ihnen heute?

Rückblickend war die Kur gut für mich. Ich habe trotz der Diagnose Darmkrebs meinen Optimismus und die Zuversicht für die Heilung behalten. Ich kann meinen Alltag gemäß meines Alters vielfältig gestalten. Leider habe ich noch anhaltende Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang. Mein Gewicht ist stabil, mein Appetit ist gut. Mein Body Mass Index (BMI) beträgt 21,0, für mein Alter ideal.

Was würden Sie Ihren Mitmenschen auf den Weg geben?

Zusammenfassend rate ich allen Mitbürgern, empfohlene Vorsorgeuntersuchungen und entsprechende Kontrollen des Darmes vornehmen zu lassen. Der Aufwand der schmerzlosen Darmspiegelung steht in keinem Verhältnis zu einem übersehenen oder zu spät erkannten bösartigen Tumor.

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