Nebenwirkungen der Strahlentherapie – Was Patient:innen wissen sollten

Die Strahlentherapie zählt zu den zentralen Säulen der modernen Krebsbehandlung. Rund 50 % aller Krebspatient:innen erhalten im Laufe ihrer Erkrankung eine solche Behandlung – oft in Kombination mit einer Operation oder Chemotherapie. So wirksam sie ist, so gefürchtet sind auch ihre Nebenwirkungen der Strahlentherapie. Dieser Beitrag soll Ihnen helfen, typische Begleiterscheinungen der Strahlentherapie besser zu verstehen, Ängste zu mindern und praktische Hinweise für den Umgang mit Beschwerden zu geben.

Was passiert bei einer Strahlentherapie?

Bei der Bestrahlung von Tumoren werden energiereiche Strahlen gezielt auf das erkrankte Gewebe gelenkt, um die Tumorzellen zu zerstören oder ihr Wachstum zu stoppen. Die Strahlen schädigen die Erbsubstanz (DNA) der Krebszellen – allerdings kann dabei auch gesundes Gewebe im Umfeld in Mitleidenschaft gezogen werden. Das ist der Hauptgrund für Nebenwirkungen.

Warum treten Nebenwirkungen auf?

Die Nebenwirkungen entstehen, weil sich gesunde Körperzellen ebenfalls teilen und durch die Strahlen beeinflusst werden – besonders betroffen sind Haut, Schleimhäute und Zellen des Immunsystems. Je nach Körperregion, Strahlendosis und individueller Verfassung können die Reaktionen sehr unterschiedlich ausfallen.

Häufige Nebenwirkungen der Strahlentherapie

1. Hautreaktionen

Eine der häufigsten Beschwerden ist eine strahlenbedingte Hautreizung – vergleichbar mit einem Sonnenbrand: Rötungen, Juckreiz, Trockenheit oder Schuppung. In schweren Fällen kann es zu nässenden Arealen kommen. Wichtig: Die Haut sollte vor Sonne, mechanischer Reibung und parfümierten Pflegeprodukten geschützt werden.

2. Müdigkeit (Fatigue)

Viele Patient:innen berichten von einer ausgeprägten Erschöpfung, die sich im Laufe der Behandlung verstärken kann. Diese sogenannte „Krebs-Fatigue“ ist keine Schwäche, sondern eine typische Folge der Therapie – körperlich, seelisch und mental belastend.

3. Reaktionen im Kopf-Hals-Bereich

  • Bestrahlung des Kopfes kann zu Haarausfall und Konzentrationsstörungen führen.
  • Eine Strahlentherapie im Hals verursacht oft Schluckbeschwerden und Mundtrockenheit – in manchen Fällen so stark, dass Patient:innen nicht mehr normal essen können.
  • Eine spezielle Herausforderung sind unerträgliche Schluckbeschwerden bei Bestrahlung, z. B. bei Tumoren in der Speiseröhre oder im Rachen.

4. Regionale Nebenwirkungen

  • Brust- oder Lungenbestrahlung kann zu Hustenreiz, Luftnot oder Entzündungen der Lunge führen.
  • Bestrahlung der Wirbelsäule oder Hüfte kann Schmerzen, Steifheit oder Nervenirritationen auslösen.
  • Bei Kniebestrahlung können Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen auftreten.
  • Augenbestrahlung kann zu trockenen Augen, Sehstörungen oder Lidveränderungen führen.

Was ist schlimmer – Chemo oder Bestrahlung?

Diese Frage stellen sich viele Betroffene: Was ist schlimmer – Chemo oder Bestrahlung? Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Beide Therapieformen haben unterschiedliche Wirkmechanismen und Nebenwirkungsprofile:

  • Chemotherapie wirkt systemisch im ganzen Körper und kann viele Organe beeinflussen.
  • Strahlentherapie wirkt lokal, hat dafür aber oft spezifische Reaktionen im bestrahlten Gebiet.

Entscheidend ist, was im individuellen Fall medizinisch notwendig ist – und wie gut die Nebenwirkungen begleitet werden.

Was hilft gegen Nebenwirkungen?

Tipps im Alltag:

  • Hautpflege mit rückfettenden, reizarmen Produkten (nach Rücksprache mit der Strahlenklinik)
  • Schonung und Ruhe, ohne komplett in Inaktivität zu verfallen
  • Ernährungsberatung bei Schluckproblemen oder Gewichtsverlust
  • Psychoonkologische Begleitung, um Ängste zu verarbeiten
  • Sofortige Rücksprache mit Ärzt:innen, wenn Symptome plötzlich zunehmen oder sehr belastend werden

Wann Sie ärztliche Hilfe suchen sollten

Bitte suchen Sie umgehend medizinischen Rat, wenn:

  • Fieber, starke Schmerzen oder Entzündungszeichen auftreten
  • die Haut nässt, blutet oder sich Blasen bilden
  • Sie nicht mehr essen oder trinken können
  • neurologische Ausfälle (z. B. Taubheitsgefühle, Sehstörungen) auftreten

Fazit: Informiert durch die Therapie

Nebenwirkungen der Strahlentherapie sind belastend – aber sie sind nicht gleichbedeutend mit einem schlechten Verlauf. Wer informiert ist, kann Beschwerden früh erkennen, richtig reagieren und seine Lebensqualität während der Behandlung verbessern. Sprechen Sie offen mit Ihrem Behandlungsteam und holen Sie sich Unterstützung – Sie sind nicht allein.

Weiterführende Informationen und Quellen:

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