Die zehn drängendsten Fragen

1. Die Diagnose steht. Wie weit ist meine Krankheit fortgeschritten?

Um Ihren Krankheitsfortschritt zu beurteilen, wird der Krebs in Stadien unterteilt. Dabei geht es um drei Faktoren:

  1. die Eindringtiefe des Tumors,
  2. um die Beteiligung von Lymphknoten und
  3. um die Existenz von Fernabsiedlungen (Metastasen).

Wenn Sie die Diagnose Darmkrebs bekommen haben, werden Sie auf Ihrem Arztbrief oft einen TNM-Code finden:

  • T steht dabei für Tumor,
  • N für Nous (Knoten, also Lymphknoten) und
  • M für Metastasen.

Wie ist diese Stadieneinteilung bei Darmkrebs aufgebaut?

Der Arzt wird Ihnen genau erklären, wie weit Ihre Krankheit fortgeschritten ist. Im Arztbrief werden alle diagnostisch relevanten Informationen noch einmal zusammengefasst.

2. Wo sitzt mein Tumor, und wie aggressiv ist er?

Mittlerweile spielt es zum Stadium Ihres Tumors auch eine Rolle, wo Ihr Primärtumor sitzt oder saß (eher rechts- oder links im Darmverlauf). Weiterhin ist es wichtig, ob molekulare oder genetische Veränderungen vorliegen, die etwas über die Prognose der Erkrankung oder die therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten aussagen. Grundsätzlich wird Ihnen der Arzt die entscheidenden Informationen geben.

Wenn Sie das ganz genau wissen möchten, stehen alle Ergebnisse In Ihrer Patientenakte oder auch im Arztbrief im pathologischen Bericht. Lassen Sie sich jeden einzelnen Punkt genau erklären.

3. Wie viel will ich wirklich wissen?

Ein einfühlsamer erfahrener Arzt kann Ihre Bedürfnisse oft recht gut abschätzen und Sie entsprechend aufklären. Aber nachfragen hilft, denn auch Details sind komplex. Trotzdem können viele Sachverhalte für medizinische Laien verständlich erläutert werden. Nicht jede Einzelheit ist für Sie unbedingt wichtig. Vertrauen Sie Ihrem behandelnden Arzt. Er weiß, was Sie wissen müssen und was nicht so wichtig ist, oder Sie eher verunsichert als Ihnen hilft. Denn die Therapie braucht Ihre gesamte Energie.

4. Wie ist meine Prognose?

Die Prognose ist ein wichtiger Begriff der Therapieplanung. Sie steht immer im Zusammenhang von verschiedenen Faktoren. Zum einen ist es natürlich die Diagnose, dann aber auch der körperliche Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen, die Therapieart und das Alter. Weitere Faktoren können hinzukommen. Aus all diesen Bedingungen können Onkologen einen wahrscheinlichen Krankheitsverlauf und die Heilungschancen ableiten. Sie beruht auf Erfahrungen und statistischen Fakten. Sie als Patient aber haben eine ganz individuelle Prognose. Und diese hängt auch von Ihnen ab. Eine vermutete Prognose von Fachleuten muss daher nicht unumstößlich sein. 

5. Werde ich wieder gesund?

Immer häufiger gelingt es, frühe Darmkrebserkrankungen komplett zu heilen. Auch Heilungen trotz schon vorhandener Metastasen sind heutzutage möglich. Dennoch gibt es auch Behandlungsmethoden, die als nicht heilend (kurativ) angelegt sind. Diese wollen dann den Patienten möglichst schonend begleiten, ihm die Schmerzen nehmen und das Tumorwachstum dämmen. Diese Behandlungen nennt man auch palliative Therapien. Sie dienen dazu, die verbleibende Lebenszeit qualitativ zu steigern und den Patienten in seinen letzten Lebensmonaten oder  auch -jahren so zu begleiten, dass er möglichst wenig Schmerzen hat und er so lange wie möglich selbständig bleibt.

6. Wer legt meine Behandlung fest?

Viel wichtiger als die einzelnen Behandlungsmöglichkeiten aufzuzählen, ist die Frage, wer die Behandlungsleitung übernimmt. Die Diagnose einer Tumorerkrankung wird unter der Leitung eines Onkologen erarbeitet. Danach wird die Behandlung geplant. Eine moderne Krebstherapie erfolgt immer im Team. Mithilfe aller Patientendaten und Befunde wird nun gemeinsam mit anderen Spezialisten eine Behandlungsstrategie entwickelt und festgelegt, welche Therapieverfahren aufeinanderfolgen. Diese gemeinsame Teambesprechung nennt man Tumorkonferenz. Über die gesamte Zeit hinweg betreut der Onkologe den Patienten (auch über die Praxis hinaus). Das heißt, bei ihm laufen die verschiedenen Behandlungsparameter (also Therapieart, Facharzt, Behandlungszeiten) zusammen. Er ist der erste Ansprechpartner für die Krankheit und deren Behandlung in seiner Gesamtheit. 

7. Wie werde ich behandelt?

Die allermeisten Patienten werden operiert. Manchmal ist es vorher notwendig, den Tumor mit einer Chemotherapie zu behandeln. Das nennt man dann neoadjuvante systemische Therapie. Manchmal wird auch gleich eine Chemotherapie oder auch eine kombinierte Radio-Chemotherapie verordnet. Dazu kommen noch andere Verfahren wie zielgerichtete Therapien und die Strahlentherapie. Wie Sie ganz speziell behandelt werden, liegt nicht nur an Ihrer Krebsart und der Art Ihres Tumors, sondern auch an Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand, an Ihrem Alter und der statistischen Prognose für die angedachte Behandlung. Weil es so viele Bedingungen gibt, die man gemeinsam auswerten und besprechen muss, gibt es die Tumorkonferenz, um wirklich die bestmögliche Therapie für Sie als Patient zu finden.

8. Wo finde ich die richtigen Spezialisten für meine Erkrankung?

Viele gut klingende Namen verheißen hohe Professionalität und besondere Fachkenntnis. Doch einige Bezeichnungen wie der Begriff “Zentrum” sind gar nicht geschützt und müssen nicht zwangsläufig auf eine höhere medizinische Kompetenz hinweisen als ein niedergelassener Onkologe.

Die Onkologie/Hämatologie ist ein Fachgebiet, in dem Ärzte besonders viel mit anderen Spezialisten zusammenarbeiten. Ihr behandelnder Onkologe kann am besten beurteilen, wie die erarbeitete Therapieempfehlung am besten umgesetzt werden kann. Auch kennt er die dafür geeigneten Kliniken, Zentren oder Spezialisten. Daher sollten Sie ihm in seiner Wahl vertrauen und den genauen Ablauf der Therapie besprechen. Falls Sie grundlegende Zweifel haben, sollten Sie sich unabhängig von Ihrem Arzt eine Zweitmeinung einholen. Sie können diese entweder über einen anderen niedergelassenen Onkologen einholen oder sich mit Ihren Unterlagen direkt bei einer Tumorkonferenz in einer Klinik Ihrer Wahl vorstellen. Die Organisation übernimmt hierfür Ihr Hausarzt.

9. Bekomme ich immer einen künstlichen Darmausgang?

Bei einer Darm-Operation ist es manchmal notwendig, Gewebeteile zu entfernen. Das kann auch den Schließmuskel betreffen. Dann ist ein beständiger künstlicher Darmausgang (Stoma) notwendig. Meistens ist das aber nicht der Fall.

Wenn Sie am Darm operiert wurden und dieser zur Wundheilung geschont werden soll, dann ist für Sie ein Stoma nur zeitweise notwendig. Danach ist Ihr Darm wieder voll funktionsfähig.

Ob und wann eine Operation notwendig wird, die ein Stoma nötig macht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Vor allem die Eindringtiefe des Tumors ist entscheidend. Lassen Sie sich ausführlich zu den Risiken und auch möglichen Alternativen eines künstlichen Darmausganges beraten.

10. Hat meine Familie ein erhöhtes Risiko, auch Darmkrebs zu bekommen?

Eine familiäre Häufung bei Darmkrebs ist nicht selten. Man kann also von einer genetischen Veranlagung (Prädisposition) ausgehen. Daher empfehlen wir allen Familienangehörigen 1. Grades, sich schon ab dem 40. Lebensjahr, mindestens aber zehn Jahre vor dem Alter der Darmkrebsdiagnose des Familienmitglieds, untersuchen zu lassen. Falls also einer Ihrer Eltern mit 45 Jahren an Darmkrebs erkrankte, sollten Sie sich schon mit Mitte Dreißig daraufhin untersuchen lassen.

Manchmal ist bei erblicher Belastung eine regelmäßige Darmspiegelung schon ab dem 25. Lebensjahr sinnvoll. Diese Entscheidung sollten Sie Ihrem Arzt überlassen.

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